Wie kann die visuelle Kommunikation gegenüber den Abgebildeten und den Betrachtern der Bilder fair sein? Was ist überhaupt ein faires Bild? Rund um diese Fragen organisierte Interaction eine Online-Schulung in Zusammenarbeit mit Fairpicture. Fairpicture ist eine Organisation, die sich spezialisiert hat faires Bildmaterial in der Entwicklungszusammenarbeit zu fördern und selbst zu erstellen. Rund 25 Personen aus verschiedenen Entwicklungsorganisationen nahmen an der Veranstaltung teil. Nebst einem thematischen Input von Fairpicture wurde den Teilnehmenden Raum gegeben, um eigene Bilder aus ihren Organisationen zu zeigen und diese kritisch miteinander zu reflektieren.
Ständig sind wir von Bildern umgeben, welche uns auf Menschen, Orte und Realitäten aufmerksam machen, die wir sonst nicht wahrnehmen würden. Somit sind Bilder grundsätzlich nützliche Kommunikationsmittel, können jedoch auch negative Auswirkungen haben.
So sind in Bildern der internationalen Zusammenarbeit oft die Machtgefälle zwischen dem globalen Süden und dem globalen Norden in stereotyper Weise dargestellt. Personen aus dem Norden werden beispielsweise häufig in einer helfenden und Personen aus dem Süden in einer hilfsbedürftigen Rolle abgebildet. Dabei wird die Situation des globalen Südens meist einseitiger dargestellt, als sie tatsächlich ist. Hierfür sind insbesondere Bilder im Fundraising anfällig. Grund dafür ist, dass die Bilder nach dem Kriterium der höchstmöglichen Resonanz bei den Geldgebern:innen ausgesucht werden. Das verleitet dazu, besonders mitleiderregende Bilder einzusetzen, um bei den Geldgebern:innen ein schlechtes Gewissen zu erzeugen. Längerfristig läuft solches Bildmaterial aber Gefahr, die Glaubwürdigkeit der Entwicklungsorganisationen zu gefährden und muss sich auch der Frage stellen, inwiefern die Würde der abgebildeten Personen angemessen berücksichtigt wurde.
Demzufolge hat deren Verwendung negative Auswirkungen auf die Geldgeber:innen sowie auf die Entwicklungsorganisationen und trägt zusätzlich dazu bei, dass Stereotypen und Abhängigkeiten bestehen bleiben. Demnach ist es wesentlich diese Auswirkungen bei der Erstellung und der Auswahl des Bildmaterials im Blick zu haben. Gelingen kann dies laut Fairpicture, indem etwa eine Person aus dem globalen Norden und eine Person aus dem globalen Süden auf einer Augenhöhe abgebildet werden und das Bild bei der Aufnahme als auch bei der Verwendung in den vorhandenen Kontext gebracht wird.
Nebst den stereotypischen Darstellungen sind die rechtlichen Aspekte zu berücksichtigen. Die abgebildete Person soll nach Möglichkeit einerseits über die Verwendung ihres Bildes Kenntnis haben und andererseits über dessen Verwendung verfügen können. Damit soll ihre Sicherheit und Integrität geschützt werden.
Zusammenfassend meinte Fairpicture:
«Die grundlegende Herangehensweise bei der Erstellung und Verwendung von Bildmaterial muss eine angemessene Darstellung im Kontext sein, mit der kritischen Berücksichtigung von Machtverhältnissen und einer vorangehenden differenzierten Analyse auf die (potenziellen) Auswirkungen.»
Dabei hilft der «TARES-Test», bei dem das Bild auf die Kriterien wahrheitsgetreu, authentisch, respektvoll, gerecht und sozial verantwortlich überprüft wird. Ein faires Bild ist demnach erst dann fair, wenn es gegenüber allen an der Produktion, an der Verteilung und an dem Konsum beteiligten Personen fair ist.
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