Einblick in das Projekt mit Mikaël Amsing, der im Dorf Taboitien, wo sich das Reintegrationszentrum für Jugendliche befindet, zu Besuch war.
Vom 9. bis zum 17. Juni 2024 nahm Mikaël Amsing von Interaction an einem Evaluationsprozess des Projekts Onésime in der Elfenbeinküste teil. Das Projekt trägt zur Wiedereingliederung von Minderjährigen bei, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind. Die Organisation Fraternité des Prisons de Côte d’Ivoire setzt das Projekt in Partnerschaft mit Chryzalid, Mitgliedsorganisation von Interaction, um.
Im Rahmen seiner Arbeit als Koordinator für die Entwicklungszusammenarbeit bei Interaction und als Mitglied der technischen Kommission der Fedevaco (Fédération vaudoise de coopération) besuchte Mikaël Amsing das Projekt Onésime, welches durch beide Verbände kofinanziert wird. Dabei konnte er an einem Evaluationsprozess teilnehmen, welcher eine sehr niedrige Rückfallquote (3,5%) ergab und viele positive Fälle von Wiedereingliederung und Familienzusammenführung. Das Projektteam leistet somit in den drei Jahren nach der Entlassung der Jugendlichen aus dem Reintegrationszentrum eine wirksame Nachsorgearbeit. In den umliegenden Gemeinden fanden zudem 89% der Befragten, dass das Zusammenleben der Jugendlichen des Zentrums mit der Bevölkerung gut funktioniere. Die Wiedereingliederung der Mädchen stellt sich jedoch als komplizierter heraus als jene der Jungen. Zusätzliche Massnahme sind erforderlich, um ihr Selbstvertrauen zu stärken und es braucht auch angemessene Schutzmassnahmen, sowie Partnerschaften für ihre Integration in andere Bildungsgänge, in denen sie sich entfalten können.
Präsentation der Resultate der Evaluation.
Eine weitere Herausforderung ist die finanzielle Autonomie des Zentrums. Zu diesem Zweck unternimmt die Organisation Fraternité des Prisons de Côte d’Ivoire zahlreiche Anstrengungen, insbesondere durch die Mobilisierung der örtlichen Kirchen, die Entwicklung von einkommensfördernden Aktivitäten und den Versuch, Regierungsgelder zu mobilisieren. Das Ergebnis über den evaluierten Zeitraum hinweg ergab fast eine Verdreifachung des ursprünglich gesetzten Ziels! Die Mobilisierung von Regierungsgeldern ist jedoch komplex und erfordert Advocacy-Arbeit beim Justizministerium. Ziel ist es, eine langfristige finanzielle Beteiligung zu erreichen, die über die derzeitigen Bemühungen durch die Bereitstellung von Fachpersonal hinausgeht. Auf nationaler Ebene gibt es nur vier Zentren für die Wiedereingliederung von Minderjährigen und davon werden zwei privat geführt. Die Bereitstellung von Finanzmitteln seitens des Ministeriums ist sehr begrenzt und bleibt hinter dem Bedarf zurück, insbesondere weil die Gefängnissituation insgesamt bereits kompliziert ist. So hat beispielsweise die DPJEJ (Direction de la protection judiciaire de l’enfance et de la jeunesse) eines der kleinsten Budgets unter den staatlichen Organen. Gleichzeitig ist der Bedarf sehr hoch, und nur 50% der betroffenen Minderjährigen konnten 2024 einen Platz in einem Zentrum für die Wiedereingliederung finden.
Treffen mit der Direktion für den gerichtlichen Schutz von Kindern und Jugendlichen (DPJEJ).
Trotz der Herausforderungen wächst das Zentrum Onésime und vor allem die positiven Auswirkungen auf die Minderjährigen sind ermutigend. Einige Eltern sind von der Verhaltensänderung ihres Kindes überrascht, und es ist wichtig, die Eltern darauf vorzubereiten, ihre Kinder wieder aufzunehmen. So erwähnte einer unserer Gesprächspartner:
„Die Kinder entwickeln sich positiv und verändern sich, aber es ist wichtig, dass sich auch die Eltern verändern. Wenn sie immer die Vergangenheit heraufbeschwören und sich so verhalten, wie ihr Kind in der Vergangenheit war, kann das entmutigend wirken… Daher ist es von grosser Bedeutung, die Eltern gut vorzubereiten.“
Das Onésime-Projekt wird von der FPCI (Fraternité des Prisons de Côte d’Ivoire) umgesetzt, in Partnerschaft mit Chryzalid, dessen Sitz sich in Vevey befindet. Interaction unterstützt das Projekt seiner Mitgliedsorganisation im Rahmen des Projekfonds Igive2Help. Ziel des Projekts ist es, durch einen neunmonatigen Aufenthalt im Zentrum Onésime, das sich im Dorf Taboitien befindet, an der Wiedereingliederung von Minderjährigen zu arbeiten, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind. Das Projekt sieht auch eine Betreuung der Jugendlichen „nach Onésime“ vor und arbeitet daran, die Beziehungen zu den Familien dieser Kinder, die oftmals verstossen werden, nachdem sie mit Drogen oder der Kriminalität in Kontakt geraten sind, wieder herzustellen.
Das Zentrum Onésime nimmt jährlich etwa 30 Jugendliche auf, oftmals aufgrund eines Gerichtsbeschlusses, und arbeitet daran, ihnen wieder eine gute Grundlage für Bildung, Verhaltensänderungen und berufliche Eingliederung zu geben – insbesondere durch landwirtschaftliche Berufe (Viehzucht, Gemüseanbau, Fischzucht) und die Förderung agroökologischer Praktiken.
Das Projekt arbeitet in Partnerschaft mit zahlreichen Schlüsselakteuren wie der DPJEJ (Direction de la protection judiciaire de l’enfance et de la jeunesse), ANADER (Agence Nationale pour le Développement Rural), dem Blauen Kreuz Elfenbeinküste und SECAAR.
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