Im vergangenen Januar besuchte Matthieu Dobler Paganoni von Interaction mit Hélène Ernoul von Morija die DEZA-finanzierten Projekte in Koumra und Bessada im Süden des Tschads.
Der Besuch bot spannende Einblicke in die vielseitige Arbeit von Morija in den Bereichen Ernährungssicherheit, Bildung und Einkommensgenerierung.
Im Bereich Bildung unterstützt das Interaction Mitglied Morija in Koumra und Bessada mehrere Schulen darunter die Schule «Roi du Salomon», wo regelmässig rund 400 Schüler:innen durch 9 engagierte Lehrpersonen unterrichtet werden. Da es in der Gegend keine öffentlichen Schulen gibt, wurde diese Gemeindeschule von den Eltern initiiert und verhilft jedes Jahr Kindern und Jugendlichen zu neuen Perspektiven. Zudem bekämpft Morija in den anliegenden Dörfern die weitverbreitete Unterernährung durch gezielte praxisorientierte Ernährungsschulungen, welche beispielsweise den Eltern aufzeigen, wie sie mit lokal vorhandenen Lebensmitteln einen nährstoffreichen Brei für Kleinkinder zubereiten können.
Schulgarten in der Schule „Roi du Salomon“ in Bessada. Der Garten dient u.a. für das Mittagessen der Schüler:innen.
Rund 80% der Erwachsenen im Dorf «Petit Village» in Bessada im Süden des Tschads können nicht lesen und schreiben. Morija unterstützt Menschen mit einem Alphabetisierungskurs, an welchem die Erwachsenen dreimal pro Woche teilnehmen. Insbesondere Mädchen und Frauen profitieren von diesem Angebot, da sie sonst praktisch keine Bildungsmöglichkeiten haben. Nach einem Jahr Unterricht legen die Kursteilnehmer:innen eine Prüfung ab, welche ihnen die erworbenen Lese- und Schreibkenntnisse nachweist.
Rund 40 Personen versammeln sich regelmässig im Schatten dieses grossen Baumes, um gemeinsam zu lernen.
Die Teilnehmer:innen berichten von «unscheinbaren» Veränderungen in ihrem Alltag, die für sie einen grossen Unterschied machen. Beispielsweise können sie jetzt die Gebrauchsanweisung von wichtigen Medikamenten für ihre Kinder selber lesen. Oder sie müssen nicht mehr alle Impfausweise ihrer Kinder gleichzeitig zusammen ins Spital bringen, sondern wissen genau, welcher Impfausweis zu welchem Kind gehört. Oder sie erzählen von einer anfänglichen Scham, die jetzt durch diesen Kurs verflogen ist und wie ihr Selbstwertgefühl und ihre Würde gestärkt wurde. So weist eine Frau stolz darauf hin, dass sie nur dank dem Kurs beispielsweise ihren eigenen Namen erstmals als erwachsene Person lesen konnte, was ihre Identität gestärkt hat. Aber auch im Alltag auf dem Markt können die Frauen den Preis und die Hinweise zu den Produkten lesen und verschaffen sich so eine bessere Verhandlungsposition bei alltäglichen Interaktionen und Geschäften.
In drei Dörfern im Süden des Tschad unterstützt Morija das Projekt «Sparen für den Wandel». Dabei werden Spargruppen von 15-20 Frauen gebildet und ermutigt, in eine gemeinsame Kasse einzuzahlen. Dies und weitere Aktionen zielen darauf ab, den Frauen alle Instrumente an die Hand zu geben, die sie benötigen, um durch Solidarität, Zusammenarbeit und Eigenständigkeit bessere Lebensbedingungen zu schaffen.
Die Frauen-Spargruppe schafft sich als Gruppe bessere Lebensbedingungen.
Die positiven Effekte des Projekts sind konkret und vielseitig. Eveline konnte sich beispielsweise nur durch die Spargruppen die regelmässigen Reisekosten ins benachbarte Dorf leisten, um ihrer Pädagogikausbildung weiterverfolgen zu können. Aloria erzählte, dass das gesteigerte Haushaltseinkommen interne Konflikte entschärft hat, weil nun genügend Geld vorhanden ist, um die Grundbedürfnisse zu decken. Grace nannte zudem schlicht die Tatsache, ruhig ohne Sorgen gut schlafen zu können, weil sie weiss, dass sie ihren finanziellen Verpflichtungen nachkommen kann. Und nicht zuletzt wird auch erwähnt, dass diese Art des gemeinsamen Wirtschaftens einen «offeneren Geist» fördert, welcher neue Ideen, Kreativität und Hoffnung hervorbringt.