Roger Mushagasha, Programmverantwortlicher von Food for the Hungry (FH) DR Kongo berichtet im Interview mit Ariane Ninck-Lehmann von FH Schweiz, über die Höhepunkte und Herausforderungen ihrer Arbeit im vergangenen Jahr.
Zu den Stärken des Projekts gehört die Arbeit an den Schulen. Wir bilden Lehrerinnen und Lehrer in Agrarökologie aus und legen mit ihnen Vorführfelder in den Schulgärten an. Durch die gemeinsame Arbeit in den Gemüsegärten lernen die Jugendlichen, die im Durchschnitt zwischen 10 und 15 Jahre alt sind, wie sie agrarökologische Techniken in die Praxis umsetzen können. Seit der Kolonialisierung werden agropastorale Aktivitäten als die Arbeit derjenigen angesehen, die nicht zur Schule gegangen sind. Eines unserer Ziele ist es, dieses schlechte Image zu verändern. Wir möchten die Botschaft vermitteln, dass es besser ist zu produzieren als zu konsumieren. Darüber hinaus möchten wir auch aufzeigen, dass eine nachhaltige Landwirtschaft möglich ist und eine kontinuierliche Produktion Wohlstand garantieren kann.
Die Schule ist ein guter Ort, um agrarökologische Praktiken schnell zu verbreiten. Jedes Kind gehört einer Familie von etwa sieben Personen an, die sie sensibilisieren kann. Wir haben zum Beispiel Baumschulen für Agroforstwirtschaft eingerichtet und alle Kinder konnten fünf Setzlinge mit nach Hause nehmen, um sie bei sich zu pflanzen. Das neue Wissen wirkt sich auf die Gärten und Felder zu Hause aus.
Der Zugang zu Land ist eine grosse Herausforderung im Projektgebiet. Die Parzellen sind sehr klein und aufgrund des Mangels an bebaubarem Land gelingt es den Familien nicht, genug zu produzieren, um alle zu ernähren. Die Region Bukavu ist sehr dicht besiedelt, im Durchschnitt leben 400 Menschen auf einem Quadratkilometer. Um ihre Anbaufläche zu erweitern, müssen diese Familien daher Land von Grossgrundbesitzerinnen und -besitzern pachten. Dies stellt jedoch eine Einschränkung für das Projekt dar. Jemand, dem das Land nicht gehört, ist nicht unbedingt bereit, viel in dessen Wiederherstellung zu investieren.
Wir stellen fest, dass die Vorführungen und Austauschbesuche eine sehr motivierende Wirkung auf die Bäuerinnen und Bauern haben. Es werden jene mit den besten Ergebnissen identifiziert und dann organisieren wir Besuche mit den anderen, denen es schwerer fällt, die neuen Techniken anzuwenden. Zu jemandem zu gehen, die oder der unter denselben Bedingungen lebt wie man selbst, ist sehr anregend. Die Botschaften kommen viel leichter an, als wenn jemand von aussen kommt, um eine Schulung durchzuführen.
Die Kirchen sind ein wichtiger Kommunikationskanal. Es kommen dort viele Menschen zusammen und es finden zahl- reiche soziale Aktivitäten statt. So können wir auf bestimmte Themen wie den Klimawandel oder die Agrarökologie als Mittel zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit aufmerksam machen. Es verleiht unseren Botschaften auch zusätzliches Gewicht, wenn diese durch die Kirche vermittelt werden. Wenn Sie in einer Gemeinschaft leben und die verantwortliche Person Sie auffordert, etwas zu tun, dann werden Sie aus Gründen der Zugehörigkeit zur Gruppe versuchen, dies zu befolgen.
Dieses Interview wurde für den Jahresbericht 2023 von Interaction geführt.
Die Aktivitäten von FH Schweiz in der DR Kongo sind Teil des internationalen Programms «Learning 360°» von Interaction.